Vom 26.11 bis 28.11 lud Amadeus in Cannes zum Rail Forum 2012.
Hier wurde zwei Tage lang in Vorträgen und Showcases intensiv über die Zukunft der Bahnbuchungen aus der Sicht des Reservierungssystems Amadeus diskutiert. Vorträge wurden sowohl von Amadeus Managern, von Führungskräften der europäischen Bahnen und von einem Professor aus UK gehalten.
Der Europäische Bahnmarkt ist bei den HighSpeed-Verbindungen in einer massiven Wachstumsphase. In den nächsten 10 Jahren werden in Europa über 5500 km HighSpeed-Strecken neu gebaut. Führend sind hier die Länder Deutschland, Frankreich, aber grade auch Länder wie Spanien oder die Türkei. In der Analyse der Situation kommt man zum Schluss, dass der Zug eine zunehmende Rolle im Transport auf mittleren Strecken erhalten wird. Geht man von einer Flugreise von drei Stunden Dauer aus (also 1 Stunde Anreise zum Flughafen, 1 Stunde Flug und 1 Stunde Transport zum Zielort), dann wird die Bahn zum ernsthaften Konkurrenten für die Airlines auf Strecken bis vielleicht 500-600km. Boeing sieht dies als ernsthafte Bedrohung für die eigene Geschäftsentwicklung an.
Fakt in 2012 ist aber aus Sicht des Kunden immer noch, dass die Bahnen national orientierte Vertrienbssysteme haben, aus denen Sie Fahrscheine verkaufen. Möchte der Kunde grenzüberschreitend reisen, so stellt ihn dies oft vor grosse Probleme, entsprechende Anschlussfahrscheine zu erwerben. Teilweise hat der Kunde sogar bei inländischen Verbindungen mehrere Fahrscheine zu kaufen. Interlining oder durchgehende Fahrscheine existieren oftmals nicht.
Amadeus nutzt diese Situation, um mit dem TotalRail Konzept integrierend zu wirken und Bahnen so anzuschließen, dass diese im Flugdisplay des Reservierungssystems erscheinen und somit Bahnen auch vergleichbar und verkaufbar werden. Die Tücken stecken aber wie so oft im Detail. Die meisten Bahnen habe bereits hohe Online-Eigenvertriebsanteile und einen inländischen Anteil von 90% und mehr. Aus diesem Grund besteht eine gewisse Skepsis, wenn es um die zusätzliche Distribution via GDS geht. Damit werden erst einmal wieder höhere Vertriebskosten generiert. Amadeus geht für die nächsten 10 Jahre davon aus, dass sich der Vertrieb von Flugleistungen allenfalls konstant hält und sich signifikante Mehrerlöse nur noch aus den Segmenten Hotel und Bahn erzielen lassen.
Spannend ist daher vor allem ob der Mehrverkehr, der für die Bahnen prognostiziert wird, überhaupt mit den bestehenden Strukturen kundenfreundlich realisierbar ist, oder ob ein Technologiedienstleister wie Amadeus den Bahnen einen messbaren Mehrwert (= Zusatzverkäufe) generieren kann. Am Vertrauen der nationalen Bahnen in solche Lösungen wird sich entscheiden, ob Konzepte wie TotalRail eine Zukunft haben werden.
Nur am Rande bedeutet das Amadeus-Konzept auch, dass der Bahnvertrieb vielleicht wieder in signifikanter Größer zurück ins Reisebüro gehen könnte. Dahin, wo in den meisten Fällen der direkte Kontakt zum Kunden existiert und wo in einigen Länden, wie der Schweiz oder Deutschland, der Anteil an Verkäufen teilweise drastisch gesunken ist.
Impressionen vom Tag 1:
Es bleibt also spannend.
Jens Vongehr für TravelBrain






